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Archäologisches Projekt Dzehkabtún

ausführend: Iken Paap

(dieses Projekt wird seit 2010 von Iken Paap am Ibero-Amerikanischen Institut Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, mit Finanzierung der Deutschen Forschungsgemeinschaft fortgesetzt. Kontakt: [Email protection active, please enable JavaScript.])


Dzehkabtún liegt südlich der Ortschaft Hopelchén im heutigen mexikanischen Bundesstaat Campeche auf dem Gebiet der ehemaligen Hacienda Holcatzín. Der Fundort vereinigt in sich architekturstilistische Merkmale der Chenes- und Puuc-Region, ist heute aber durch intensiven Steinraub stark zerstört. Die noch sichtbaren Gebäude des Ortszentrums liegen auf einer nach Südosten leicht abfallenden Fläche und werden von zwei 16 und 14 Meter hohen Pyramiden dominiert, die von einer dichten Bebauung überwiegend repräsentativen Charakters umgeben sind. Die umliegende Siedlung bedeckt eine Fläche von mindestens zwei Quadratkilometern.

Die erhaltene Architektur sowie die bisher bekannten Monumente und Skulpturen aus Dzehkabtún zeigen eine Besiedlungsdauer spätestens seit der frühen Klassik (300 – 500 n. Chr.) bis in die Epiklassik oder frühe Postklassik (um 1000 n. Chr.) an.

Forschungsgeschichte und Vorarbeiten

dzk2Teobert Maler beschrieb 1887 auf einer seiner Reisen durch Yukatan die „Ruinenstadt Dsekatun“ und fertigte erste Skizzen und Fotografien an. Im 20. Jh. wurde Dzehkabtún von verschiedenen Archäologen besucht, unter anderem von George F. Andrews, Harry E. D. Pollock und Nicholas Dunning. Sie veröffentlichten Beschreibungen einzelner Gebäude und Monumente, ohne jedoch den Versuch zu unternehmen, den Fundort in seiner Gesamtheit zu untersuchen und zu dokumentieren. Danach blieb Dzehkabtún über Jahrzehnte von der archäologischen Forschung unbeachtet.

2007 und 2008 wurde unter der Leitung von Dr. Iken Paap mit der systematischen Vermessung des Fundortes begonnen. Die dabei bisher aufgenommene Fläche umfasst den größten Teil des dicht bebauten Ortszentrums. Die Kartierung war mit einem intensiven Survey verbunden, in dessen Verlauf durch Prof. Dr. Nikolai Grube mehrere bisher unbekannte Monumente und Skulpturen dokumentiert werden konnten.

Forschungsziele, Fragestellungen und erste Ergbnisse

dzk1George F. Andrews betonte schon in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts die Schlüsselrolle Dzehkabtúns zum Verständnis der zeitlichen und räumlichen Beziehungen zwischen den Stilregionen des Chenes und des Puuc auf der Halbinsel Yucatán. Das Konzept dieser homogenen, auf einer Typologie von Architekturmerkmalen und Fassadenschmuck basierenden Stilregionen ist heute nicht mehr haltbar. Dennoch bleibt nach wie vor zu klären, welche Faktoren „hinter den Fassaden“ wirksam waren. Die noch von Maler dokumentierten (heute weitgehend zerstörten) Fassaden repräsentativer Gebäude in Dzehkabtún zeigen neben lokalen Eigenheiten Merkmale sowohl des Puuc als auch des Chenes.

Da das Gebiet um Dzehkabtún – zwischen den archäologischen Stätten Santa Rosa Xtampak im Nordosten und Edzná im Südwesten – bisher nicht systematisch dokumentiert wurde, sollte eine vollständige Aufnahme der Fundorte dieser „Übergangsregion“ allen weiteren diesbezüglichen Überlegungen vorangehen.

Während der Kartierungsarbeiten im Frühjahr 2008 zeigte sich, dass im Zentrum Dzehkabtúns mehrere Bauten unvollendet geblieben waren: ein Phänomen, das sich am Ende der Klassik auf Yucatán häufig beobachten lässt. Neben einem ungewöhnlichen Korpus später Skulpturen und Monumente überraschen hier aber vor allem die Anzeichen für massive und großflächige Bauaktivitäten in der Epi- oder Postklassik: ganze Hofgruppen im Zentrum des Ortes scheinen umgestaltet und mit Gebäuden aus niedrigen Grundmauern – oft unter Wiederverwendung älterer Fassadensteine – überbaut worden zu sein. Dabei werden Unterschiede in der Bauweise und Raumkonzeption zu den inzwischen im Puuc vergleichsweise gut untersuchten „c-förmigen Strukturen“ deutlich, deren Ursachen und Hintergründe nur durch sorgfältige Grabungen zu klären sein werden.

Hier bietet sich die Gelegenheit, inhaltlich und räumlich an das Xkipché-Projekt der Abteilung für Altamerikanistik und Ethnologie der Universität Bonn anzuknüpfen, um Klarheit über die noch weitgehend unverstandenen Vorgänge nach dem Ende der Klassik in dieser Region zu gewinnen.

Finanzierung

Die Vermessungskampagne im Frühjahr 2008 wurde aus Anreizmitteln der Universität Bonn bezahlt.

Vorbericht zum Download

 
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