Inwertsetzung der Ruinen von Cochasquí
Ansprechpartner: Albert Meyers
Cochasquí, im Hochland Ecuadors (3000 Meter über NN), etwa 50 km nördlich von Quito gelegen, ist eine der wenigen vorspanischen Ruinenstätten des Landes mit monumentaler Architektur. Es handelt sich um einen Komplex von 15 Pyramidenstümpfen, teilweise mit sehr langen, leicht ansteigenden Rampen versehen, einer Reihe von Grabhügeln (tolas) sowie von Siedlungsüberresten auf einer leicht nach Süden geneigten Hochebene am Fuße des Vulkans Mojanda. Solche Rampenpyramiden aus aufgeschütteter Erde, lediglich an den Seiten stufenförmig mit Blöcken aus vulkanischem Tuffgestein (cangahua) verstärkt, verstärkt, sind nur im nördlichen Hochland verbreitet und kennzeichnend für einen späten vorinkaischen Kulturkomplex, der als Cara, Caranqui, Imbaya, Imbabura oder auch „cultura de las tolas“ in die Literatur eingegangen ist.
In einem fast zweijährigen Ausgrabungsprojekt in den Jahren 1964/65 unter Leitung des späteren Direktors des damaligen Seminars für Völkerkunde, Prof. Udo Oberem, wurde die gesamte Anlage erstmals systematisch untersucht. Das sogenannte „Cochasquí-Projekt“ der „Grupo Ecuador“ der Universität Bonn lieferte darüber hinaus in den 70er und 80er Jahren Daten zur Ethno- und Sprachgeschichte der Region. Die Reste von Rundhäusern auf den festgestampften und „angeziegelten“ Lehmplattformen (im Falle der Pyramide E/13 komplett freigelegt) wurden als Residenzen bzw. Zeremonialsitze der berüchtigten Kaziken der Caranqui gedeutet, die durch ihren blutigen Widerstand gegen die Inka um 1500 u. Z. bekannt sind.
Diese benutzten die Plattformen und speziell dort eingelassene Stufenbecken wahrscheinlich weiter für rituelle Zwecke (z. B. für Libationsrituale oder Brandopfer) als weithin sichtbare Demonstration der neuen Machtverhältnisse. In chronologischer Hinsicht sind die Pyramiden wie auch die Grabhügel mitsamt den Funden in den Zeitraum der letzten 600 Jahre vor der Ankunft der Spanier datiert worden, wobei sich eine Einteilung in die Phasen Cochasquí I (950-1250) und Cochasquí II (1250-1550) ergab.Seit längerem bemüht sich die zuständige Präfektur in Quito und die Regierung von Ecuador in Zusammenarbeit mit der dortigen Deutschen Botschaft um eine stärkere touristische Erschließung des Ruinenkomplexes und den Ausbau des vorhandenen archäologischen Parks. In einem Kooperationsprojekt der lokalen Behörden zusammen mit dem Ethnologischen Museum Berlin (Dr. Manuela Fischer) und der Abteilung Altamerikanistik und Ethnologie der Universität Bonn (Dr. Albert Meyers), finanziert durch das Programm „Kulturerhalt“ des Auswärtigen Amtes, sind für den Zeitraum 2007/2008 u. a. folgende Arbeitsschritte vorgesehen:
- Konservierung der Lehmplattform sowie der Tuffsteinstufen von Pyramide 13 als exemplarische Maßnahme für die touristischeBegehung (evtl. Rekonstruktion eines Rundhauses).
- Konservierung eines riesigen von Raubgräbern durchgeführten Schnittes durch die Pyramide G/9 ebenfalls zu didaktischen Zwecken; ersatzweise dessen Verfüllung. Diesen Schnitt hatte der deutsche Archäologe Max Uhle bereits in den dreißiger Jahren als Vandalismus angeklagt.
- Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen an Kleinfunden.
- Neueinrichtung des lokalen Museums.
- Die Einrichtung eines Forschungsund Dokumentationszentrums vor Ort unter Einbezug aller Daten des ehemaligen Bonner Cochasquíprojektes.
- Die Beratung des Direktors des archäologischen Parks bei der Planung weiterer Maßnahmen der Inwertsetzung (puesta en valor) der Ruinenstätte.